Innenwandfarbe. Bild: Canva

Nachhaltige Baustoffe

Wohngesunde Wandoberflächen 

Schon mit wenigen einfachen Maßnahmen lässt sich ein gesundes Wohn- und Arbeitsumfeld fördern und eine hohe Qualität der Innenraumluft bewahren. Ein wirkungsvoller Ansatz beginnt bei der Wandgestaltung – insbesondere durch die gezielte Auswahl geeigneter Wandfarben und akustischer Elemente.

May 21, 2025

Gesundes Wohnen beginnt mit einem genauen Blick auf unsere Innenräume. Räume mit guter Luftqualität, ausgewogenen Lichtverhältnissen, angenehmer Akustik und ohne störende Gerüche oder Emissionen tragen wesentlich zum Wohlbefinden bei. All diese Faktoren werden maßgeblich durch die verwendeten Materialien beeinflusst. Da wir einen Großteil unserer Zeit in Innenräumen verbringen, haben diese einen direkten Einfluss auf unsere Gesundheit. Wände spielen dabei eine zentrale Rolle: Je nach Material und Aufbau können ihre Oberflächen diffusionsoffen sein, Feuchtigkeit regulieren oder sogar Gerüche neutralisieren. Auch die Wahl der Farben hat einen erheblichen Einfluss darauf, wie Licht im Raum wahrgenommen wird. Als Raumteiler bestimmen Wände außerdem, wie sich Schall ausbreitet und wie gut Lärm abgeschirmt wird. Durch den Einsatz natürlicher und emissionsarmer Materialien an den Wänden lässt sich die Qualität der Innenräume also positiv beeinflussen.  

Verwendung natürlicher Farben

Erdpigmente in natürlichen Farbtönen. Bild: Lehmfarben

Innenwandfarben prägen nicht nur die Raumwirkung, sondern auch das Raumklima. Viele herkömmliche Farben enthalten problematische Stoffe wie flüchtige organische Verbindungen (VOCs), Mikroplastik oder Allergene. Sie können die Raumluft belasten und so die Gesundheit beeinträchtigen. Herkömmliche Anstriche reduzieren häufig die Diffusionsfähigkeit von Wandoberflächen, wodurch die Entstehung von Kondensat begünstigt und das Risiko für Schimmel- und Pilzbildung erhöht wird. Natürliche, diffusionsoffene und emissionsarme Farben bieten eine gesunde sowie nachhaltige Alternative. Sie sind frei von flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs) und können – je nach Zusammensetzung – schimmelhemmende Eigenschaften aufweisen. Aufgrund ihres mineralischen Charakters wirken viele dieser Farben zudem antistatisch, wodurch sie weniger Staub aus der Luft anziehen und so zur Verbesserung der Innenraumluft beitragen. Darüber hinaus verfügen sie über eine hohe Lichtreflexion, was den Bedarf an künstlicher Beleuchtung verringern und den Energieverbrauch senken kann.

Silikatfarben

Silikatfarbe ist eine mineralische, besonders langlebige und emissionsarme Wandfarbe. Als Bindemittel dient Kaliumwasserglas, eine wässrige Lösung von Kaliumsilikat, das mit anorganischen, lichtechten Pigmenten sowie mineralischen Füllstoffen wie Marmormehl, Talkum oder Kaolin kombiniert wird. Aufgrund ihres hohen pH-Werts wirkt Silikatfarbe auf natürliche Weise schimmel- und bakterienhemmend, insbesondere in der Phase nach dem Auftragen. Zudem sind Silikatfarben diffusionsoffen, besonders farbstabil und kommen ohne Zusatz von Lösungsmitteln oder Konservierungsmitteln aus.

Lehmfarben

Lehmfarben stellen eine weitere emissionsarme und besonders diffusionsoffene Farbvariante dar. Sie setzen sich primär aus feinkörnigen Tonmineralien als Hauptbestandteil zusammen. Diese werden typischerweise mit mineralischen Füllstoffen wie z. B. Marmormehl oder Kreide und anorganischen oder pflanzlichen Bindemitteln, wie beispielsweise Zelluloseester oder Kasein kombiniert. Zur farblichen Gestaltung kommen meist natürliche Erd- und Mineralpigmente zum Einsatz. Die genaue Rezeptur variiert je nach Produkttyp und Hersteller. Pulverförmige Lehmfarben enthalten in der Regel keine Konservierungsmittel, da sie erst bei der Verarbeitung mit Wasser angerührt werden. In streichfertigen Varianten können zur Haltbarkeit Konservierungsstoffe zugesetzt sein – je nach Hersteller können diese synthetisch oder pflanzlich sein.

Akustik im Innenraum

Auch die Raumakustik trägt wesentlich zur Qualität des Innenraums bei. Eine hohe Lärmbelastung kann sich negativ auf das Gehör, den Blutdruck und das allgemeine Stressempfinden auswirken. Besonders in großen Räumen wie Büros ist daher eine wirksame Schallabsorption entscheidend – nicht nur zur Reduzierung von Nachhall, sondern auch zur Wahrung der akustischen Privatsphäre. Akustikelemente aus synthetischen Materialien können – ähnlich wie konventionelle Wandfarben – flüchtige Schadstoffe (z. B. VOCs) abgeben. Im Gegensatz dazu ermöglichen Akustikverkleidungen aus natürlichen, atmungsaktiven Materialien eine schadstoffarme Gestaltung und fördern ein angenehmes Raumklima. Erhältlich sind sie in vielfältigen Formaten – etwa als Paneele, Fliesen oder akustisch wirksame Tapeten – und lassen sich flexibel in unterschiedliche Raumkonzepte integrieren.

Wolle

Wolle weist von Natur aus wärmeisolierende Eigenschaften auf und besitzt die Fähigkeit, bestimmte Schadstoffe aus der Raumluft – darunter Formaldehyd – zu adsorbieren und zu binden. Ihre offenporige Faserstruktur ermöglicht zudem eine wirksame Schallabsorption: Mit einem Absorptionsgrad (αw) von über 0,4 liegt die akustische Leistung im Bereich konventioneller Teppichböden oder abgehängter Akustikdecken. Gleichzeitig ist der ökologische Fußabdruck deutlich geringer, insbesondere bei Verwendung unbehandelter oder nur gering verarbeiteter Schurwolle.

Recycelte Zellulosefasern

Akustikpaneele auf Basis von Zellulosefasern bieten eine leistungsstarke und nachhaltige Lösung zur Schallreduktion im Innenraum. Die Elemente bestehen zum Beispiel aus gepressten Recyclingfasern und sind häufig mit strukturierten Trägermaterialien wie Wellpappe kombiniert, was ihre Formstabilität erhöht. Durch ihre offenporige Struktur erreichen diese Systeme einen Schallabsorptionsgrad (αw) von bis zu 1,00 – das entspricht einer nahezu vollständigen Absorption von Schallenergie im relevanten Frequenzbereich.

Fazit

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, den Bau- und Einrichtungsbereich nachhaltiger zu gestalten – oft sind es die kleinen, bewussten Entscheidungen, die den Unterschied machen. Der gezielte Einsatz umweltfreundlicher Materialien trägt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern schafft auch gesunde, lebenswerte Wohnumgebungen. Bereits der Wechsel zu einer natürlichen Wandfarbe oder einer Wandverkleidung aus Wolle kann messbare Vorteile bringen – für die Raumluft, das Wohlbefinden und die Gesundheit. Solche Entscheidungen ebnen den Weg zu einem nachhaltigen, alltagstauglichen Lebensstil, der Umweltverantwortung und Wohnqualität miteinander verbindet.

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